In Zeiten volatiler Strommärkte und wachsender Anforderungen an die Netzstabilität gewinnt der Flexbetrieb von Biogasanlagen zunehmend an Bedeutung. Durch eine bedarfsorientierte Stromerzeugung können Betreiber nicht nur zusätzliche Erlöse erzielen, sondern auch einen wertvollen Beitrag zur Integration erneuerbarer Energien leisten. Doch wie gelingt der Übergang vom kontinuierlichen Grundlastbetrieb hin zu einem flexiblen Fahrplan ohne Einbußen in der biologischen Prozessstabilität?
Warum Flexbetrieb?
Der Flexbetrieb ermöglicht es, Strom gezielt in Zeiten hoher Nachfrage und entsprechender Marktpreise zu erzeugen. Dies wird durch die sogenannte Flexprämie unterstützt, die Investitionen in zusätzliche Gasspeicher und Blockheizkraftwerke (BHKW) fördert. Zudem trägt die flexible Fahrweise zur Netzstabilität bei, indem sie Schwankungen aus Wind- und Solarenergie ausgleicht.
Biologische Herausforderungen im Flexbetrieb
Die Umstellung auf einen flexiblen Betrieb stellt hohe Anforderungen an die biologische Prozessführung. Insbesondere die Methanbakterien reagieren sensibel auf Veränderungen in der Substratzufuhr und Betriebsweise. Ein plötzlicher Anstieg der Fütterung, beispielsweise am Sonntagabend zur Vorbereitung auf hohe Strompreise am Wochenbeginn, kann zu einer erhöhten Bildung von Zwischenprodukten wie Wasserstoff und Essigsäure führen. Ohne ausreichende Versorgung mit Spurenelementen wie Kobalt, Selen, Nickel und Molybdän kann dies die Methanbildung hemmen und die Gasproduktion destabilisieren.
Erfolgsfaktoren für einen stabilen Flexbetrieb
- Gezielte Spurenelementversorgung
Eine bedarfsgerechte und rechtzeitige Zugabe von Spurenelementen ist entscheidend. Flüssige Präparate, die schnell im Fermenter verteilt werden und sofort von den Mikroorganismen aufgenommen werden können, haben sich hierbei bewährt. Sie unterstützen die Methanbakterien dabei, Zwischenprodukte effizient in Methan umzuwandeln und somit die Gasproduktion stabil zu halten.
Die Dosierung der Spurenelemente T richtet sich dabei nach der durchschnittlichen Leistung in kW, die gefahren werden soll: Werden durchschnittlich 500 kW Leistung angestrebt, dann werden die Bakterien täglich mit 1,0 Liter Spurenelemente T versorgt. - Effektive Schwefelbindung
Bei erhöhtem Substratinput, insbesondere von eiweißreichen Materialien, wie Getreide, kann es zu einer vermehrten Schwefelbildung kommen. Die rechtzeitige Zugabe von Eisenhydroxid, wie S-Binder 400, hilft, Schwefelwasserstoffspitzen zu binden und die Entstehung von Hemmstoffen zu verhindern. Idealerweise erfolgt die Eisenzugabe bereits ein bis zwei Tage vor der geplanten Leistungssteigerung. - Management von Ammoniakspitzen
Ein plötzlicher Anstieg der Fütterung kann auch zu erhöhten Ammoniakwerten führen, die die Methanbakterien belasten. Der Einsatz von Biofilm-Bilder oder Ammoniak-Binder im Vorfeld kann helfen, Ammoniak zu puffern und die Mikroorganismen zu schützen. Hier orientiert sich die Dosierung auch an der durchschnittlichen Leistung.
Fazit
Der Flexbetrieb bietet Biogasanlagenbetreibern die Chance, wirtschaftlich von den Schwankungen des Strommarktes zu profitieren und gleichzeitig einen Beitrag zur Energiewende zu leisten. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in einer topfiten Biologie: Denn dann reagiert die Biologie einerseits schnell und ohne Komplikationen auf eine Stossfütterung, um schnell auf Leistung zu kommen. Andererseits entsteht kein organischer Puffer im Fermenter, so dass beim Reduzieren der Fütterung der Gasertrag zeitnah sinkt.
Mit der richtigen Strategie und gezielten Maßnahmen können Betreiber ihre Anlagen effizient und stabil im Flexbetrieb fahren.
Für weitere Informationen und individuelle Beratung stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.